Die Eheleute Bethe fassten schon früh den Entschluss, den Teil ihres selbst erarbeiteten Vermögens, den die Familie nicht benötigt, für mildtätige Zwecke auszugeben. Mit den von ihrer Stiftung geförderten Projekten möchten sie einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der Gesellschaft in Richtung Humanität und Toleranz leisten. Zu diesem Zweck haben sie 1996 die Bethe-Stiftung errichtet.
»Es ist wie ein wunderschöner Kindergarten, voller Lebensfreude«, beschreibt Erich Bethe die Atmosphäre in einem Kinderhospiz. Und seine Frau Roswitha ergänzt: »Das etwas bemühte Bild, dass dem Tag mehr Leben geschenkt wird, das können Sie dort hautnah erleben.« Beide wissen, wovon sie sprechen. 1996 hatte das Kölner Ehepaar umgerechnet gut 1,5 Millionen Euro aus seinem Vermögen bereitgestellt, umdie Bethe-Stiftung zu gründen. Ein Hauptzweck ist die Errichtung von Häusern zur Sterbebegleitung todkranker Kinder und Jugendlicher. Weiterlesen ›

Bis heute haben die beiden Stifter bundesweit zehn Einrichtungen angeschoben. »Wir waren bei jeder Neueröffnung persönlich dabei und kennen in jedem Haus das Personal«, sagt Erich Bethe nicht ohne Stolz. Das ist ihm wichtig: Seine Frau und er verstehen sich nicht bloß als Geldgeber, sie bringen sich nachhaltig ein: »Wir kontrollieren die Projekte, schauen uns die Therapien der Kinder an und prüfen die Zahlen.« Zielstrebig, ergebnisorientiert und realistisch - Eigenschaften, die Erich Bethe schon
in seiner aktiven Berufszeit zugeschrieben wurden.
Damals hatte der inzwischen 71-Jährige vornehmlich Hotelimmobilien erworben, um sie zu modernisieren, zu vermieten und nach zehn oder mehr Jahren zu verkaufen. »Geschick und Erfahrung als Unternehmer kommen mir heute zugute«, bestätigt der gebürtige Wiener. In der Stiftung kümmert er sich um die Finanzen, seine Frau um die Umsetzung der Zwecke. Denn neben dem Hospizaufbau unterstützt die Bethe-Stiftung Einrichtungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt und Missbrauch.
Seit 1996 hat die Bethe-Stiftung über 700 Sozialprojekte unterstützt, auch in Israel, Palästina und Kambodscha. Sie zählt hierzulande zu den größten Sozialstiftungen. Den Bethes sehr am Herzen liegt zudem die ebenfalls von ihnen initiierte, mit sechs Millionen Euro ausgestattete »Stiftung Erinnern ermöglichen« in Düsseldorf (www.erinnernermoeglichen.de). Sie fördert die Auseinandersetzung der jungen Generation mit dem Holocaust und hat 2011 über 4.000 Schülern für je 30 Euro eine Reise nach Auschwitz ermöglicht. Den Rest trägt die Stiftung.
Der Name Bethe steht aber vorallem für die deutsche Kinderhospiz-Bewegung. Vor gut vier Jahren riefen die Eheleute, die sich 1962 bei Bayer in Leverkusen kennenlernten, in Berlin die Bundesstiftung Kinderhospiz ins Leben. »Das Hospizwesen in Deutschland ist in viele kleine Gruppen zersplittert«, sagt Erich Bethe, »es ist uns ein Anliegen, die Kräfte zu bündeln.« Für 22.500 betroffene Kinder stehen gerade einmal 150 stationäre Betten in zehn Hospizen zur Verfügung. In England, wo die Idee ihren Ursprung hat, gibt es aktuell 35 Kinderhospize.
Dass Sterben und Tod hierzulande weniger als zum Leben gehörig gewürdigt werden, dafür hat Roswitha Bethe eine Erklärung: »Es wird in unserer Gesellschaft
weitgehend tabuisiert, weil es die Konsumfreude trübt. Wir fühlen uns aufgerufen und glücklich, ein Stück weit zu einer veränderten Einstellung beitragen zu können.« Inzwischen sind die Bethes auch selbst betroffen: Ihre achtjährige Nichte leidet unter einer tödlichen Stoffwechselerkrankung, kann nicht sitzen, nicht stehen, nicht
sprechen. Das Hospiz begleitet sie liebevoll auf ihrem Weg.
Für alle betroffenen Eltern sind diese Einrichtungen eine unverzichtbare Stütze - auch, weil die Krankenkassen maximal 28 Aufenthaltstage bezahlen, je nach Kasse und Region zudem mit unterschiedlichen Sätzen. Doch schon der Bau eines Hospizes ist ohne bürgerschaftliche Hilfe undenkbar: Pro Haus müssen drei bis vier Millionen Euro kalkuliert, der Betrieb im Schnitt mit 1,2 Millionen Euro pro Jahr veranschlagt werden. »Etwa 70 Prozent davon sind ungedeckte Kosten, die über Spenden abzudecken sind«, verdeutlicht Erich Bethe.
Das elfte Hospiz, in Wuppertal, stemmt die Bethe-Stiftung mit der dortigen Diakonie und dem Caritasverband Wuppertal-Solingen. Zusammen initiierten die drei die Kinderhospiz-Stiftung Bergisches Land. 4,5 Millionen Euro werden für den Umbau eines ehemaligen Kinderheimes benötigt, 2,5 Millionen Euro stehen bereits zur Verfügung. Sind 80 Prozent der Gesamtsumme eingeworben, soll es losgehen. Um die Sache zu befördern, setzt Erich Bethe auf ein erprobtes Modell: Er verdoppelt alle bis Mitte Januar 2012 eingehenden Spenden bis maximal 200.000 Euro.
Mitte Oktober wurde Bethe für sein Engagement in der Region mit dem Ehrenring der Stadt Wuppertal ausgezeichnet, das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse hat er schon. Darüber spricht er nicht gern: Gemeinsam mit seiner Frau wolle er »etwas Sinnvolles für die Allgemeinheit tun; dort, wo der Staat spart oder meint sparen zu müssen, braucht es Stifter. Das hat Tradition und ist eine ehrenvolle Aufgabe«. Die beiden Kinder begrüßen das Engagement der Eltern - »sie werden auch nach unserem Ableben die Stiftungsarbeit in unserem Sinne fortführen«.
Welche Förderschwerpunkte hat sich die Bethe-Stiftung im Rahmen ihres Stiftungszwecks gesetzt?
Welche konkreten Projekte hat die Bethe-Stiftung in den letzten Jahren gefördert? Hier finden Sie einige Beispiele.
Spendenverdopplung ist eine neue, innovative Form der Förderung von Projekten durch die Bethe-Stiftung. Wie funktioniert diese und wie können Sie sich beteiligen?